Wer kann die Kabbala studieren ?


 

Jedes Mal, wenn die Rede von der Kabbala ist, werden folgende Einwände angeführt: Vom Studieren der Kabbala kann man verrückt werden; man darf die Kabbala erst nach dem vierzigsten Lebensjahr studieren; ein Kabbalist ist verpflichtet, verheiratet zu sein; den Frauen ist es verboten, die Kabbala zu studieren; es dürfen sich nur diejenigen mit der Kabbala befassen, die alle jüdischen religiösen Gesetze kennen und befolgen. Somit lautet die übliche Meinung: Es ist besser, die Finger davon zu lassen.

In Wirklichkeit ist die Kabbala für alle Menschen offen. Sie macht keinen Unterschied zwischen Rasse und Geschlecht, und wendet sich an Menschen, die sich als jüdisch definieren, genau so wie an Menschen die sich als nicht jüdisch definieren oder sich irgend einer anderen Glaubensrichtung, bzw. keiner spirituellen Gruppe zugehörig empfinden. Sie ist auch für Menschen geeignet, die sich durch keinen äußeren Zwang in eine religiöse Gemeinschaft pressen oder sich durch irgendeine Autorität, ob weltlicher oder religiöser Art, eine Identitätsbezeichnung diktieren lassen möchten. Für Menschen, die in einer äußeren Scheinspiritualität leben, ohne den inneren Kontakt zum Schöpfer herstellen zu können, ist sie ebenso geeignet.

Kurzum, die Kabbala ist für die Menschen gedacht, die sich aus sich selbst heraus wirklich wünschen, sich zu verändern und zu verbessern, um höhere Spiritualität zu erreichen.

Die Notwendigkeit, dieses Verlangen zu stillen, kommt vom Drängen der Seele, sich zu korrigieren. Das wirklich einzige Kriterium, um festzustellen, ob ein Mensch bereit ist, die Kabbala zu studieren, ist das Verlangen, sich zu korrigieren. Dieser Wunsch soll echt und von jedem äußeren Druck befreit sein, da der Mensch nur selbst in der Lage ist, sein eigenes wahres Verlangen zu entdecken.

Der große Kabbalist Ari schrieb, dass die Kabbala beginnend mit seiner Lebenszeit für Männer, Frauen und Kinder bestimmt sein wird, und dass alle nicht nur befähigt, sondern sogar verpflichtet sein werden, die Kabbala zu studieren. Der größte Kabbalist unserer Generation, Yehuda Ashlag, auch Baal HaSulam genannt, hinterließ eine neue Lehrmethode für die heutige Generation. Sie ist für jedermann anwendbar, der sie erlernen möchte.

Ein Mensch findet seinen Weg zur Kabbala, wenn er nicht mehr durch materielle Dinge befriedigt wird, und wenn er sich erhofft, durch das Studieren der kabbalistischen Texte Antworten, Erklärungen und neue Möglichkeiten zu erhalten. In dieser Welt findet er zu den bedeutenden Fragen seiner Existenz keine plausiblen Lösungen mehr. Meistens ist dem Menschen die ihm innewohnende Hoffnung auf das Auffinden von Antworten nicht einmal richtig bewusst. Es erweckt sich einfach ein Interesse an der Kabbala und er findet es notwendig sie zu studieren.

Solch ein Mensch wird durch folgende oder ähnliche Fragen bewegt: Wer bin ich? Warum wurde ich geboren? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Warum existiere ich in der Welt? War ich bereits hier? Erscheine ich noch einmal? Warum gibt es soviel Leid in der Welt? Kann es irgendwie vermieden werden? Gibt es eine vollkommene Gerechtigkeit? Wie kann ich Freude und inneren Frieden erreichen? Weshalb ist Gutes und Böses in mir? Was ist der Sinn meines Lebens?

Noch unbewusst glaubt solch ein Mensch, dass die Antworten zu diesen Fragen niemals, oder wenn überhaupt, nur nach dem Ende seines Lebens und nicht in dieser Welt gefunden werden können.

Jdoch gibt uns das eigene Wissen und das eigene Fühlen der höheren Welten die Antwort auf alle diese Fragen. Ein Weg, dies zu erlangen, ist die Kabbala. Durch ihre Weisheit betritt der Mensch die höheren Welten mit allen seinen Gefühlen. Diese spirituellen Welten beinhalten und bewirken jede Ursache und alle möglichen Beweggründe der Existenz des Menschen in dieser Welt. Auf diese Weise nimmt der Mensch sein Leben wahrhaftig selbstbewusst in seine Hand, und erreicht damit sein Ziel - innere Ruhe, Freude und Ganzheit - noch während er in dieser Welt verweilt.

Im Vorwort zum Studium der Zehn Sefirot ("Talmud esser Sefirot") steht geschrieben:       
"Tatsächlich bin ich mir sicher, dass alle Zweifel über die Notwendigkeit des Studiums der Kabbala sofort verschwinden werden, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nur auf eine wichtige Frage lenken. Und diese Frage, die sich alle Sterblichen stellen, ist: Worin besteht der Sinn meines Lebens?"

Alle die wegen dieser Frage an das Studium der Kabbala herangeführt werden, sind willkommen, sie zu studieren. Sowie jeder ein ernstes und erfolgreiches Studieren erreicht, indem er diese Frage förmlich spürt und sich immer wieder fragt: "Was ist der Sinn unseres Daseins?" Diese Fragestellung sollte ihn regelrecht dazu drängen, Antworten zu suchen und zu finden.
Die Menschen wünschen sich immer eine schnelle Besserung ihrer Leiden oder einen Zugewinn an Macht. Sie wollen Magie, Meditation und das Heilen in Verbindung mit der Kabbala erlernen. An der Enthüllung der höheren Welten oder wie man das spirituelle Ziel wirklich erreicht, sind sie nicht ernstlich interessiert. Dieses Verlangen kennzeichnet den falschen, unechten und egoistischen Wunsch, die Kabbala zu studieren.

Wenn die richtige Zeit und die Notwendigkeit gekommen ist, beginnt ein Mensch automatisch mit der Suche nach einem passenden Rahmen für seine Studien zur Spiritualität. Er wird sich nicht eher zufrieden geben, bis er fündig geworden ist. Alles hängt davon ab, wie des Menschen Wurzel seiner Seele und das Innerste seines Herzens beschaffen ist. Ein wahrer vom Herzens gefühlter Wunsch, die höheren Welten zu entdecken und zu fühlen, kann ihn sicher auf den Weg zur Kabbala führen.

 

 

 

Übersetzung von Peter Staaden

 

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