Spirituelle Substanz
und ihre symbolische Darstellung

von Rabbi Yitzhak Luria - ARI


2. Teil  

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18) Wir sollten nun ein klares Konzept der Abstammung des Bösen und des Verfalls haben. Der Keim davon existiert im "Schöpfungsgedanken", obwohl in diesem Gedanke nur gutes wohnt, und sein Wesentliches dazu dient, die Menschheit zu beschenken.

Wir kommen nun zum Thema der Geburt der fünf Welten, welche "A'K und ABYA" genannt werden, oder:

(1) Adam Kadmon
(2) Atzilut
(3) Briah
(4) Yetzira
(5) Asiya

Es existiert ebenso eine Manifestation von "Hüllen" oder unreinen Geistern. In den Welten von "ABYA den Unreinen" sehen wir das Entgegengesetzte als in "ABYA den Heiligen", da es wie gesagt G-tt ist, der die Helligkeit und die Dunkelheit, den guten Geist und den gegenübstehenden bösen Geist, aussendet. Er erschuf die vier göttlichen Welten und die gegenüberliegenden Welten der unreinen Geister.

Während die Welten von ihrem Ursprung herabstiegen, wurde die Geister in ihnen immer gröber, bis die letzten groben Geistern, die man das "Böse" nennt, aufgedeckt wurden. Dieser Prozess setzte sich bis zu der Enthüllung des irdischen Körpers, der aus Fleisch und Blut zusammengesetzt ist, fort. Zu diesem hat der böse Geist Zugriff und er kann auf seinen Willen der Begierde Einfluss nehmen, der, wenn er nicht kontrolliert und auf seine normale Proportion gezügelt wird, sich in das Extreme entwickeln kann. Extreme Gier oder Übel wird Hülle oder Schale genannt.

Je niedriger der Geist herabgestiegen ist, desto weiter befindet er sich von seinem Ursprung entfernt, und desto weniger hat er mit seiner Wurzel gemeinsam. Die Kluft zwischen ihnen wächst an.

So wie ein Messer oder eine Klinge das passende Werkzeug ist, mit dem man materielle Substanz teilt, so ist die "Empfangsbereitschaft" das einzige Hilfsmittel mit dem man spirituelle Substanz teilen kann. Diese "Empfangsbereitschaft" ist "der Wunsch zu empfangen", das genau Entgegengesetzte des aktiven "Wunsches zu schenken" des Schöpfers, um die Fülle und Güte auszuteilen, und folglich ist es die Empfangsbereitschaft, welche die Seele vom Schöpfer, dem Ganzen trennt.

Dieses wird mit einer Parabel der Weisen ausgedrückt, die lautet: "Die Begierde des menschlichen Herzens ist von seiner Jugend an schlecht".

Der hauptsächliche Charakter der schlechten Geister in unserem täglichen Leben ist ‚ihr Wille zu empfangen', ihre Begierde. Diese Geister, die das Leben unserer Körper unterstützen, besitzen nicht den geringsten Wunsch altruistisch zu sein, sie sind jedoch ganz im Gegenteil, von einer großen Intensität mit Egoismus besetzt. Aus diesem Grund befinden wir uns in Opposition zu unserem Schöpfer, der absolut keinen Willen hat, irgendetwas zu empfangen.

Der böse Geist, oder die, die vom bösen Geist besessen sind, werden folglich "sterblich" genannt, da ihre Phasen von denen des Wesentlichen Lebens pervertiert sind. Da sie zu G-tt negativ stehen, der das "Ewige Leben" ist", finden sie sich getrennt von Ihm und können nicht einmal einen Partikel der Göttlichen Substanz empfangen, welche direkt vom Ursprung des Lebens fließt. Der "Wille" des Menschen ist ständig empfänglich und bereit etwas zu erfassen und zu begreifen, um sich die ganze Welt in seinen Bauch einzuverleiben. Aus diesem Grund werden die bösen Menschen von den Weisen als "sterblich" oder "tot" bezeichnet, sogar während sie noch lebendig sind. Ihr pervertierter Wille, der sich konträr zum Ursprung verhält, und in extremer Disharmonie zum Schöpfer steht, verursacht von Ihm getrennt zu werden.

Andererseits wird dieser Seele aufgetragen, ein wahrhaftiges Leben zu leben, das sich zu dem Ort, an dem sie sich in Einheit mit G-tt begreift, würdevoll verhält, sowie die Nahrung der immerwährenden Früchte G-ttes schmeckt, während sie dennoch in ihrem temporären, irdischen Aufenthaltsort verweilt.

Der böse Geist und das dämonische Potential des Menschen können nur überwunden werden, wenn das Höhere Licht in seiner Seele glänzt. Dann kann er sich von den irdischen Dingen loslösen und näher zu der Einheit des Schöpfers aufsteigen. Dieses Loslösen von den niedrigen Sehnsüchten und Tendenzen, in Richtung des Erhabenen und des Spirituellen ist ein Akt des Willen; er besteht daraus ‚den Willen um zu empfangen' (diesen finsteren, obskuren Schleier, der den Menschen von G-tt trennt), in ‚einen Willen um zu spenden', zu verwandeln.
Der einzige neue Faktor, der in der Schöpfung enthüllt wurde, und durch die Weisen als "das Bestehende aus Nicht-Bestehendem" betitelt wird, war der Wille um zu empfangen, den wir weiter oben bereits ausführlicher behandelt haben. Er ist in jedem erschaffenen Objekt, und nichts als dieser ‚Wille zu empfangen', der das Gefäß aller Substanzen ist, wurde als "das Bestehende vom Nicht-Bestehendem" in der Schöpfung enthüllt.

Nachmanides, der "Ramban", kommentiert die folgenden Wörter der Heiligen Schriften: "Er bildet das Licht und Er erschafft die Dunkelheit" was aussagt, dass das Wort "erschaffen" bedeutet, dass etwas neues entschleiert wird, ein Wesen, welches niemals zuvor existierte. Es wird nicht gesagt, dass "Er Licht erschuf", weil in dieser Offenbarung nichts wirklich neues ist. Deshalb können wir nicht sagen, dass Er Licht als "das Bestehende aus Nicht-Bestehendem" hervorbrachte.

"Licht" und die Gesamtheit, die in Ihm enthalten ist; alles was die Sinne wahrnehmen können, sowie alles, das der menschliche Intellekt von der gesamten Substanz der Freude und des Vergnügens, die im Universum existieren, begreifen kann, wird als "das Bestehen aus Bestehendem" offenbart. Das heißt: "Das Licht, Das präexistent ist (Präexistenz ist die Existenz der Welt als Idee vor ihrer Schöpfung durch G-tt.), ist eine einschließende, umfassende Substanz, die im Schöpfer enthalten ist, und weder diesem Licht kann eine weitere neue Enthüllung zugeschrieben werden, noch Dem was in Ihm enthalten ist."

Deshalb wird gesagt: "Er bildete das Licht". Er gestaltet Es zur korrekten Form und bewertet Es für den Abstieg, so dass Es sich zu allen Regionen der verschiedenen Welten, sowie zu allen Reichen des Lebens, verzweigen kann. Nun ist klar, dass wir nicht "von der Erschaffung" sprechen können, und wir nicht sagen, dass "Er das Licht erschuf", da dies etwas kennzeichnen würde, das neu gebildet, neu enthüllt wurde.

19) So wie G-tt ewig ist, sind auch die Lichter die von Ihm ausstrahlen immerwährend. So jedoch nicht die Dunkelheit, denn die Dunkelheit ist dasjenige, was alle negativen und beängstigenden Dinge enthält, die unser Verstand oder die Sinne wahrnehmen. Dementsprechend "erschuf Er die Dunkelheit". Er kreierte die Dunkelheit als etwas Neues. Er brachte sie zweifellos hervor um "das Bestehende vom Nicht-Bestehendem" zu sein. Das heißt, dass G-tt nichts von dieser Dunkelheit in Seinem besonderen Wesen umfasst. Wo es Unendliches Licht und Güte gibt, kann keine Dunkelheit sein. Dunkelheit wurde mit der Schöpfung des Universums neu aufgedeckt. Die "Wurzel" oder der Ursprung dieser neu erstellten Dunkelheit, welche die Schöpfung begleitete, ist die Phase der "Empfangsbereitschaft", die bereits behandelt worden ist. Es ist der Wunsch, den Reichtum zu empfangen, die Seinen ausströmenden Lichtern innewohnend ist.

Diese Wurzel der Dunkelheit, die der "Wille zu empfangen" oder der "Wunsch zu besitzen" genannt wird, obgleich selbst ein Licht, ist von Begin an ein wenig dunkler als das Himmlische Licht, und wird folglich "Dunkelheit" im Verhältnis zu dem "Licht" genannt. Am Ende seiner Weiterentwicklungen, stellt sich heraus, dass er die Ursache der Manifestationen aller bösen Geister ist, welche "Schalen" (Klipot) genannt werden, dem gegenüberliegenden Pol der reinen Geister.

20) An diesem Punkt ist es natürlich, dass die Frage bezüglich des tödlichen Schicksals von allen, die von ‚einem Willen zu empfangen' besessen sind, auftaucht. Weil ‚der Wille zu empfangen', zum Willen G-ttes konträr ist, muss ihn deshalb dieses drastische Endresultat der Sterblichkeit ereilen? Ist es nicht eine Tatsache, dass es zwingend für die Menschen ist, das ihre Verfassung aus ‚dem Willen zu empfangen' besteht; mit anderen Worten, unterschiedlich zu dem Schöpfer sein zu müssen, Dessen Willen es ist, zu geben oder zu schenken? Lassen Sie uns den Prozess studieren, durch den es bewirkt wurde, dass die Verlangen als ein "Geschöpf" im Gegensatz zum "Schöpfer" unterschieden wurden. Dieses können wir verstehen, indem wir den Unterschied zwischen Geschöpf und Ursprung betrachten, wie es ausführlich in den vorangegangenen Abschnitten behandelt worden ist.

Dank neu enthüllter Phänomene, kommt ein Geschöpf in das Sein. Jetzt müssen wir feststellen, dass der ‚Wille zu empfangen' oder das ‚Verlangen nach Vergnügen' für die gesamte Schöpfung lebenswichtig und förderlich ist. Darauf basiert der Gedanke und der Sinn der Schöpfung, und dieser besondere ‚Wille um zu empfangen' ist das tatsächliche Maß von Güte und von Freigiebigkeit die geschenkt werden können, da er nur davon abhängt, wie viel das Gefäß beinhalten kann.

Wie bereits erklärt worden ist, wird ‚der Wille zu empfangen' als der "Ort des Überflusses" (Makom) bezeichnet. Warum jedoch kennzeichnen oder definieren wir dieses Merkmal von "Empfangsbereitschaft" als "Dunkelheit", was ihm einen Sinn von Untergang oder Zerstörung gibt? Die Antwort ist, dass Empfangsbereitschaft in den unteren Instanzen ein trennender Faktor ist, und die Wesen von dem Leben des Lebens scheidet. Aber um dies vollständig zu verstehen, müssen wir zuerst die Quelle oder die Wurzel, des Vergnügens und des Leidens finden, so wie diese in der körperlichen Welt erfahren werden.

Zu Beginn muss die Grundregel, dass der Zweig in Harmonie mit der Wurzel stehen soll, angenommen werden. So sind die gesamte Materie, alle Erscheinungsformen oder Gewohnheiten, die der Ursprung oder die Wurzel enthalten, in natürlicher Harmonie durch den erwünschten Zweig dieser Wurzel. Der Zweig genießt und sehnt sich nach all jenen Dingen, die in der Wurzel sind, diejenigen, die nicht zu der Wurzel gehören, quälen den Zweig und werden durch ihn vermieden. Er will sie nicht ertragen und reagiert gegen alles, was nicht die Wurzel betrifft. Dieses ist ein unabänderliches Gesetz welches Wurzel und Zweig bestimmt.

Weil G-tt der Ursprung aller Geschöpfe ist, die Er erschuf, sind alle Dinge, die Er enthält und die direkt von Ihm ausströmen, für uns angenehm und wünschenswert, denn unsere Natur ist dem Ursprung entsprechend. Alles das nicht im Schöpfer enthalten ist und nicht direkt von Ihm ausfließt, ist jedoch auch übereinstimmend, in Folge der Tatsache, dass die Welten auf eine andere Art nicht erstellt werden konnten, und so für den Menschen entgegenwirkend und schwierig zu ertragen sind.

Zum Beispiel: Wir haben Freude am Frieden und der Ruhe, und stehen wie selbstverständlich der Bewegung oder dem von Ort zu Ort wandern kritisch gegenüber. Wir bemühen uns nie, unsere Ruhe zu unterbrechen, ausgenommen für die Erlangung von noch mehr Frieden und Ruhe. Die tatsächliche Ursache davon ist in unserem Ursprung auffindbar, da es in ihm keine Bewegung gibt. Die Natur des Schöpfers ist passiv, ruhig, erhaben und friedvoll. Er hat in keinerlei Weise eine Funktion der Bewegung. Folglich wird von uns die Bewegung gering geschätzt, da wir die Zweige unserer Wurzel, dem Schöpfer sind.

Auf die gleiche Art und Weise haben wir Freude an der Klugheit, der Kraft, dem Reichtum und allen Formen der wünschenswerten und geschätzten Qualitäten, da unser Ursprung ja alle solchen Qualitäten enthält. So ersehnen wir diese Qualitäten, die von Ihm besessen werden und verurteilen infolgedessen alle gegenüberliegenden Qualitäten wie Dummheit, Schwäche, Armut, Missachtung, Schande und dergleichen. Unser Schöpfer, der unser Ursprung ist, enthält diese Defekte nicht, und folglich weisen wir sie zurück und verachten sie, wir können sie nicht erdulden.

21) Es ist notwendig den Prozess dessen zu überprüfen und aufzudecken, dass indirekt vom Ursprung kommt, jedoch in Übereinstimmung mit der Schöpfung steht, wie vorher bereits erwähnt. Zu diesem Zweck zitieren wir die folgende Veranschaulichung.

Ein wohlhabender Mann lud einen Passanten in sein Haus ein. Tag für Tag verpflegte er ihn und schenkte ihm die kostbarsten Schätze. Jeden Tag erhöhte er seine Gefälligkeiten zu denen des Vorabends.

Der Mann, welcher der Empfänger aller dieser Geschenke des wohlhabenden Wohltäters war, erlebte gleichzeitig zwei unterschiedliche Reaktionen. Zuerst schmeckte er das unbeschreibliche Vergnügen, die Annehmlichkeit, den Reichtum und die Fülle. Dann fühlte er, während des Entgegennehmens vom reichen Mann, eine unbeschreibliche Verlegenheit und Schande durch das Erhalten dieses ganzes Überflusses. An jedem folgenden Tag steigerten sich seine Gefühle der Verlegenheit durch den dazukommenden Überfluss.

Jetzt wird es offensichtlich, dass die Freude, die er durch das Empfangen seiner Geschenke fühlte, von der Schenkung des Gebers, dem wohlhabenden Mann, herrührte. Das unbequeme Gefühl der Schande jedoch, das er erfuhr, dieses sich verschlechternde Gefühl durch das Empfangen so vieler Geschenke vom Geber, wurde ihm nicht durch den letzteren zugefügt. Sein Leiden kam von seiner eigenen besonderen Natur, denn seine Empfindung der Scham und Schande wurde durch sein Akzeptieren der Geschenke erweckt. Es könnte so erscheinen, als ob diese Unannehmlichkeit durch den reichen Mann verursacht wurde, wir müssen jedoch feststellen, dass sie nur indirekt vom Wohltäter zur Empfänger kam.

Durch das oben genannte Beispiel, können wir verstehen, wie alles was indirekt vom Schöpfer kommt, dem Empfänger Unannehmlichkeiten verursacht.

‚Der Wille zu empfangen' ist weder notwendigerweise demütigend, noch wird er vom Schöpfer als Laster angesehen. Ganz im Gegenteil, er ist der lebenswichtige Sinn sowie der Dreh -und Angelpunkt der gesamten Schöpfung. Es könnte niemals ein "Geschöpf" geben, wenn es nicht diesen Willen gäbe, wie wir vorher bereits erklärt haben.

Der Empfänger, derjenige, der diesen "Willen" trägt, reagiert auf Grund seiner eigenen Natur entgegengesetzt. Er fühlt einen unerträglichen Groll, weil keine der Phasen des Wunsches, so wie dem seinigen, in der Wurzel, dem Ursprung gefunden werden kann. Jetzt kann auch die Antwort des Heiligen Buches des Sohar, die besagt, dass durch das Torah Studium und die Ableistung aller Lehren und Gebote, das Manko der Verlegenheit und der Schande getilgt sein werden, sowie unsere eigene Überlegung zu diesem Problem, nämlich, wie kann sogar ein Leben der Arbeit, die Belohnung mit ewigem Glück ausbalancieren, verstanden werden. Da der Empfänger den göttlichen Dienst, mit ‚der Motivation um seinen Erschaffer zu erfreuen' durchführt, er folglich altruistisch fungiert, ist sein ‚Wille um zu empfangen' in einen ‚Willen um zu schenken' verwandelt. Wir müssen hier das ewig gültige Gesetz wiederholen, dass die Menschheit niemals in der Lage sein wird, sich selbst ihres natürlichen habgierigen Instinktes, Wunsches oder Verlangens zu berauben. Dies ist so, seit dem dieser in einer Person inkarnierte und geboren wurde, und da er im Gedanken der Schöpfung innewohnend, eine lebenswichtige Absicht darstellt. Jedoch ist es möglich, diesen ‚Willen um zu empfangen', in einen ‚Willen um zu schenken' umzuwandeln. Folglich würde der Empfänger, obgleich er noch vom Willen, ‚um zu empfangen' besessen ist, sich nicht wünschen, das Kostbare und den Überfluss zu erhalten, der ihm durch den Schöpfer angeboten wird, ausgenommen für die eine Gegebenheit, dass sein solches Handeln, die Freude zum Schöpfer überträgt. Er nimmt das Geschenk nur an, weil es der Wunsch des Schöpfers ist, dass sich jede Seele an Seiner Fülle erfreut und darin schwelgt. Wenn die Seele selbst, von allen Verlangen um zu empfangen frei ist, kann sie in solch einem Fall, alles annehmen, was vom Schöpfer geschenkt wird, ohne dieses untragbare Gefühl der Schande oder Verlegenheit, welches normalerweise von jedem Empfänger wahrgenommen wird, zu empfinden.

Solch ein Prozess, den wir gerade beschrieben haben, stellt die Spitze der Vervollkommnung für das erschaffene Wesen dar. Es empfängt jetzt den Überfluss, durch den die allumfassende Güte und die Perfektion des Schöpfers wirksam ist; und die Akzeptanz dieses Lichtes wird nicht mehr durch das Manko der Schande begleitet.

22) Lassen Sie uns kurz die Notwendigkeit erklären, weshalb die Seele in einen Körper gesenkt wird, der ihr soviel Qual bereitet. Wir wissen, dass das neu erschaffene Instrument der Empfangsbereitschaft, durch Übung umgekehrt werden muss, bis es die Perfektion wahrnehmen kann, die von der Tat des Schenkens herrührt. Im Körper ist ‚der Wille zu empfangen' in seiner vollsten Ansammlung vorhanden, und wie wir schon gesagt haben, dass der reine Geist, der unreine Geist und die Schalen, in aufeinanderfolgende Stufen unterteilt werden, so sind auch die verschiedenen Wünsche des Körpers in Stufen unterteilt.

Es ist die Seele, die all die unterschiedlichsten Wünsche des Körpers auf die Ebene des Geistes umkehrt, wenn sie damit beginnt sich, unter der Bedingung dem Schöpfer Freude zu übertragen, zu erfüllen. Da der materielle Körper von der größten Intensität des Wunsches oder ‚des Willen zu empfangen' besessen ist, geschieht es gerade eben hier, dass sich die Seele, in der irdischen Welt weilend, in ein Gewand aus Fleisch kleiden muss. Hier soll sie mit dem Körper Erfahrungen sammeln, sich ausbilden, um ein passendes Instrument für das Ausführen des Schöpferwillens zu werden. Dann wird der Körper das Medium seines Lenkers, der Seele, werden.

Der intelligente Leser, muss beim Studieren dieser Seiten, einen vollständigen Einblick in diese Erfahrungen und Schulungen gewinnen, so dass er ein zutreffendes Verständnis dieses extrem subtilen Entwurfs vom Ewigen erwerben kann.

23) Nun, da wir viele Zweifel und philosophische Betrachtungen bezüglich des Verstehens der Bedeutung der Schöpfung, und dessen, was das ganze Universum erfüllt, überwunden haben, werden wir versuchen, das Konzept der Einheit des Schöpfers, mit der ganzer Verschiedenartigkeit der Objekte und der Phänomene zu erfassen, die uns im vorhandenen Universum gegenüberstehen. Das Universum und alles, was es ausfüllt, ist ein Modell der absoluten Einheit, wenn es sich innerhalb der Bereiche des Schöpfers befindet. Das heißt, alles wird im einen Ursprünglichen Gedanken des Schöpfers vereinigt, was wir vorher als den "Schöpfungsgedanken" beschrieben haben, der den eindeutigen und spezifischen Zweck in sich trägt, dem Menschengeschlecht Güte, Freude und Zufriedenheit "beizubringen". Dieser spezifische Gedanke der Schöpfung umfasst alles Bestehende in einer absoluten, vollständigen Einheit, bis die komplette Korrektur und die Verbesserung des Universums abgeschlossen ist, das heißt, bis diese einzigartige bestimmte Zeit erreicht worden ist, auf die die Gattung Mensch begeistert wartet: Die Ära von Gmar Tikun, dem Ende der Korrekturzeit.

24) Lassen Sie uns kurz über den einschließenden Charakter dieses Gedankens nachdenken. Das Ziel des Schöpfungsgedankens ist diese Zeit von unsäglicher Wonne und Glück: Ebenso ist es der selbe Gedanke, welcher der Ausführende oder der Erfüllende der Schöpfung ist. Wir wissen, dass die Energie des Ausführenden immer in dem Objekt fungiert welches behandelt wird, und diese Kraft wird sich, was nur aus einem Gedanke des Schöpfers besteht, notwendigerweise in den Geschöpfen weiterentwickeln; - wegen des göttlichen Gesetzes, so wie ein Echo diesem Gedanken gehorchend. In dem Erschaffenen wird sie als Teil seiner integralen Natur inkarniert, seit der Schöpfer den Gedanken hatte, allen die Güte zu schenken.

Indirekt führte Er in der gesamten Menschheit, mit Hilfe dieses höchsten Gedankens, die herausstechende Tendenz oder die Neigung zur Empfangsbereitschaft aus. Als eine notwendige Gegebenheit wurden alle zu Empfängern Seiner Güte, alle wurden mit dem Wunsch ausgestattet, Seinen unbeschreiblichen Überfluss zu empfangen.

Dieser gleiche Gedanke des Schöpfers ist tatsächliche das erwirkte Objekt sowie die Ursache der Schöpfung. Um dieses Faktum weiterhin zu erklären, könnten wir sagen, dass nachdem dieser unerbittliche ‚Wille zu empfangen' in unserer Natur verkörpert wurde, er verursachte, dass wir erschaffen wurden um ein neu enthülltes "existierendes Geschöpf" zu werden. Wegen dieses Merkmals der Empfangsbereitschaft, werden wir durch die Begrenzungen vom Schöpfer zu einer neu erschaffenen Gattung, vom Umkreis des Ausführenden zu den Begrenzungen der ausgeführten Sache, umgepflanzt.

Der Schöpfungsgedanke ist auch die gegenwärtige Arbeit und der Dienst, durch den wir unseren Willen des Empfangens in einen Willen des Gebens umwenden, damit wir dem Schöpfer die Freude geben können, so wie vorher beschrieben wurde. Die Potentialität des Schöpfers muss im existenten Sein aufgedeckt werden.

So steigert sich die Kraft 'des Willens um zu empfangen' stufenweise, in Übereinstimmung mit dem Abstieg aller himmlischen und terrestrischen Welten, hinunter bis zur Manifestation unseres isolierten irdischen Kleides, des menschlichen Körpers, der zum Wesentlichen Leben, dem Schöpfer, gänzlich konträr wirkt. Es liegt nicht innerhalb der Natur des Körpers, anderen Güte zukommen zu lassen, denn der Körper ist durch und durch, mit dem Wunsch für sein eigenes Wohlergehen beschäftigt. Dieses ist die Hauptursache der Zerstörung und des Todes unter der Gattung Mensch; es verursacht der Seele auch unabwendbare Angst, Sorge und Qual. Der enorme Versuch der Seele, den Willen des Körpers umzuwandeln, mit anderen Worten, den ‚Willen um zu empfangen', dieses Instrument der Empfangsbereitschaft, auf die Ebene des Geistes zu erheben, damit es ein aufnahmefähiges Gefäß des Schenkens wird, ist mit der Arbeit durch das Torah Studium und der Befolgung der Gebote behaftet, mit der Absicht den Erschaffer zu entzücken. Sobald der gesamte Prozess abgeschlossen und komplettiert ist, verwirklichen wir unverzüglich unsere unermessliche Belohnung, aber so lange wir den Träger des Empfangens in unserem Willen noch nicht in die korrekte Haltung eines Willens zum Geben gebracht haben, können wir nicht auf Seinen unverhüllten himmlischen Reichtum hoffen.

So lange die Möglichkeit existiert, dass die Unzulänglichkeit von Habgier nicht getilgt worden ist, wird es niemals dazu kommen, dass das Höchste Licht bewilligt und gewährt wird. Altruismus muss ein für allemal die herausragende Qualität werden. Nächstenliebe, und nicht die Empfangsbereitschaft, soll der führende Charakterzug sein.

Sobald wir unseren Willen verbessern und korrigieren, und sogleich wir unseren Willen beeinflussen, damit wir dem Schöpfer Freude spenden, fängt unser Wille an, Seinem Willen nachzueifern. Dann werden wir richtig auf Ihn ausgerichtet, mit dem ewigen Leben vereinigt, und würdig Seinen Reichtum und Sein Übermaß zu empfangen und einzubehalten.

25) Nun können wir die Phasen, die wir studiert haben, wie folgt kurz skizzieren: (a) der Erfüllende oder der Schöpfer; (b) das Objekt das erfüllt wird, oder das erschaffene Objekt (c) die Wurzel des Zerfalls, der neu enthüllte ‚Wille zu empfangen' der die Trennung vom Schöpfer verursacht; (d) die Aufgabe der Verbesserung und der Korrektur um den ‚Willen um zu empfangen' in einen ‚Willen um zu schenken' umzuwandeln; (e) die Arbeit und die Bemühung die zu diesem Zweck verwendet wird; (f) der abschließende Ausgleich, am Ende aller akkumulierten Handlungen und Anstrengungen, wenn das Gefäß der Empfangsbereitschaft umgekehrt wird, was letztendlich zu der Belohnung führen wird.

All dies ist in dem einzigartigen, umfassenden und einfachen Gedanken des Schöpfers enthalten, dessen exakter Tenor, das Schenken Seiner endlosen Güte der Menschheit, ist.

Wir erkennen, dass die Vielzahl der allgemeinen Vorstellungen; auch die Lehre der Torah, jedes weltliche Wissen und Anschauung, sowie die Schar der Geschöpfe und der Welten mit ihren mannigfaltigen Gewohnheiten und Traditionen, alle eine Nachkommenschaft oder Frucht der alleinigen Wurzel, des "Schöpfungsgedankens" sind, dessen Ziel es ist, den Menschen endloses Glück zu schenken.

 

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Übersetzung von Peter Staaden ©